Kloster Seligenthal in Siegburg: Ein Ort der Stille und Geschichte
Auf einen Blick
- Siegburg
Das ehemalige Franziskanerkloster Seligenthal, eingebettet in den gleichnamigen Siegburger Stadtteil an der Mündung des Wahnbachs, ist ein Ort von großer historischer und spiritueller Bedeutung. Seine Geschichte reicht bis ins Jahr 1231 zurück, womit es als das älteste Franziskanerkloster nördlich der Alpen gilt.
Die Gründung und Blütezeit
Gestiftet wurde das Kloster als Einsiedelei "St.-Annen-Kloster" von Graf Heinrich III. von Sayn und seiner Frau Mechthild von Landsberg. Mechthild, eine Tante der heiligen Elisabeth von Thüringen, stand der franziskanischen Bewegung nahe. Die Brüder des 1210 gegründeten Franziskanerordens, später Minoriten genannt, nannten den Ort in Anlehnung an ihre Ideale "vallis felix" – das glückliche oder selige Tal, wovon sich der heutige Name Seligenthal ableitet.
Die Klosterkirche St. Antonius, geweiht im Jahr 1255, ist ein architektonisches Juwel, erbaut im Rheinischen Übergangsstil – einer Mischform aus Romanik und Gotik. Sie präsentiert sich bis auf die Fensterformen weitgehend im Originalzustand und verzichtete, typisch für Bettelorden, auf einen großen Turm zugunsten eines schlichten Dachreiters. Die Mönche finanzierten sich durch Bettelei und Erträge aus dem Stiftungsvermögen und übernahmen Pfarrstellen in der Umgebung. Seligenthal etablierte sich zudem als Wallfahrtsort. Bereits seit dem 15. Jahrhundert ist die Rochus-Wallfahrt belegt, bei der Gläubige am 16. August den Heiligen Rochus von Montpellier, Patron der Pestkranken, verehren. Davon zeugt auch die Rochuskapelle von 1709, die sich etwas vor der eigentlichen Klosteranlage befindet.
Säkularisation und Neubeginn
Im Zuge der Säkularisation wurde das Minoritenkloster 1803 aufgelöst ❌, und die Anlage drohte zu verfallen. Dank der Spende eines Siegburger Bürgers konnte die Klosterkirche 1834 zur Pfarrkirche umgewandelt werden, wodurch sie erhalten blieb. Die weiteren Klostergebäude wurden nach einem Brand im 17. Jahrhundert neu errichtet und beherbergen heute einen Hotel- und Restaurantbetrieb – den Klosterhof. Eine Stiftung unter treuhänderischer Verwaltung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz setzt sich seit 2007 für den Erhalt der historischen Anlage ein.
Nach über 200 Jahren Unterbrechung kehrte das klösterliche Leben zurück: Seit 2019 haben sich Eremitinnen Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel im ehemaligen Pfarrhaus angesiedelt und den Karmel Sankt Elia gegründet. Damit wird die über 700-jährige spirituelle Tradition des "seligen Tals" fortgeführt, das nun wieder ein Ort der Kontemplation und Stille ist. Seligenthal ist nicht nur ein bedeutendes Denkmal, sondern auch ein beliebtes Wanderziel in der Naturregion Sieg.
Auf der Karte
Kloster Seligenthal - Karmel Sankt Elia
Seligenthaler Str. 78
53721 Siegburg
Deutschland